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In Bad Gandersheim erlebt
Montag, 30.01.2012
Nachmittags zwischen 16 und 17 Uhr. Das kalte, aber schöne Wetter lockt zu einem kleinen Spaziergang. Auf dem Weg am Schwimmbad vorbei in Richtung Minigolfplatz sehe ich plötzlich am rechten Wegrand im Laub ein Eichhörnchen liegen. Ich denke, es ist tot, doch als ich mich herunterbeuge, sehe ich, dass es noch lebt. Reißt das kleine Maul weit auf, versucht sich mit ruckartigen Bewegungen aufzurichten. Vergeblich, der kleine Kerl fällt wieder zurück ins Laub und bleibt mit offenen Augen zitternd und zuckend, schwache Laute von sich gebend, in der Kälte liegen. Ich bringe es nicht über's Herz, ihn dort seinem Schicksal zu überlassen und nehme ihn ganz, ganz vorsichtig in meine Hände und hebe ihn auf.
Der winzige Kopf liegt in meiner Handfläche, langsam gehe ich weiter. Bei einer Freundin angekommen, legen wir das verletzte Eichhörnchen vorsichtig in einen gepolsterten Karton. Wir beschließen, ihn zum Tierarzt zu bringen, der ihn wohl vom seinem Leiden erlösen wird. Ein kurzes Telefonat und: "20 Minuten sei er noch da. Wenn wir bis dahin kommen... sonst sei er weg", so die Antwort. Schnell fahren wir zu einer alteingesessenen Bad Gandersheimer Tierarztpraxis.
Tierarzt ohne Herz
"Entschuldigung Herr Tierarzt, dass wir Sie so kurz vor Praxisschluss mit einem sterbenden kleinen Wildtier belästigt haben!". Interesse und Mitgefühl für ein Mitgeschöpf sehen anders aus, haben einen anderen Blick, eine andere "Handhabung". Den Patienten einmal mit dem Kugelschreiber umgedreht, dann doch mit der Hand gepackt wie - ja, ein lästiges Ding - und zurück in den Karton damit. Wir einigen uns auf das Einschläfern, nachdem der Tierarzt sich erst vergewissert hat: "Sie nehmen es dann doch wieder mit?".
Nun zieht er das Mittel in eine gebrauchte Spritze mit einer dicken Kanüle, diese in den Rücken des Eichhörnches gedrückt, das war's. Nein, nicht ganz. 10 Euro möchte er noch haben.
Eines ist ganz klar: sollte ich jemals wieder tierärztliche Hilfe für ein Mitgeschöpf benötigen, werde ich einen großen Bogen um diese Tierarztpraxis machen.
Das Eichhörnchen haben wir zurück in seinen Wald gebracht (siehe oben) und mit einer letzten Laubschicht bedeckt.
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